Der längste Tag des Jahres, hoch 3
Triple Ultra Triathlon Lensahn = 11,4km Schwimmen, 540km Rad fahren & 126,6km Laufen
Nach 10 Ironman-Distanzen seit 2004 wollte ich mich in diesem Jahr einer neue triathletischen Herausforderung stellen: Einem dreifachen Ironman. Eins vorweg, ich hab´s geschafft, aber mit Sport hatte das am Ende nicht viel gemeinsam. Es war ein Sieg des Kopfes über den Körper und maßgeblich meinem Team zu verdanken. Im Gegensatz zu einem „normalen“ Triathlon, bei dem Hilfe von Außen verboten ist, darf und sollte man hier von einer Crew unterstützt werden.
Bevor der Startschuss am Freitag, 27.07. um 7 Uhr fiel, stand am Donnerstagvormittag erst mal eine für jeden Athleten obligatorische Untersuchung des Hämatokrit-Wertes und die Abgabe eines ärztlichen Attestes an. Erst danach ist ein Start möglich. Im Anschluss folgte die Wettkampfbesprechung und am Abend die Pastaparty, die Vorstellung aller 48 Athleten und die Ausgabe der Startunterlagen.
Der Wettkampftag startete dann gegen 5 Uhr mit einem kleinen Frühstück (Milchreis mit Schokosoße und Nutellabrot) für die, nun vollständige, Crew. Stefan und Torsten sind mitten in der Nacht angekommen und in Stefan´s Wohnmobil geblieben. Katharina hatte ich bereits am Donnerstag früh am Hamburger HBF in Empfang genommen und Joost & Bettina trafen am Donnerstagnachmittag ein.
Nach dem Frühstück haben wir meine zwei Wettkampfräder zusammengebaut, alle Sachen in den Autos verstaut und sind zum Start an Waldschwimmbad gefahren.
Richtig, zum Schwimmbad. Denn, während schon die pure Streckenlänge die meisten Menschen zum Kopfschütteln bewegt, versetzt die Streckeneinteilung erst Recht in ungläubiges Staunen. 228 Bahnen im Schwimmbad, 67 Runden auf der rund 8km langen Radrunde und 96 Laufrunden a`1,32km. Nicht nur eine Prüfung für den Körper, sondern auch für den Kopf.
Nach dem Einrichten der Wechselzone und dem Anziehen des Neo´s ging´s um kurz vor 7 ins Wasser.
11,4km, soviel bin ich schon lange nicht mehr und erst Recht nicht am Stück geschwommen. Egal, alles Kopfsache dachte ich mir. Mir meiner mäßigen Schwimmleistung bewusst, bin ich als vorletzter auf meiner Bahn gestartet, jedoch hat sich meine Bahn insgesamt als nicht so flott herausgestellt, sodass ich mich nach der zweiten Bahn an die Spitze des Feldes gesetzt und das Tempo etwas erhöht habe. Nur meine Schwimmbrille machte mir Probleme. Von Anfang an hatte ich Wasser im linken Brillenglas und die Brille saß insgesamt zu fest, sodass die Augenhöhle ziemlich schmerzte.
Nach einer guten Stunde hab ich mir eine neue Brille geben lassen und die saß den Rest der Strecke sehr gut. Die Stimmung im Schwimmbad war, sofern man das aus dem Wasser beurteilen kann, super. Viele Zuschauer, super Wetter und eine gute Moderation.
Die Schwimmzwischenzeiten sahen wie folgt aus: 2km-00h:39min, 4km-1h:21min, 6km-2h:06min, 8km-2h:54min, bis jetzt lief alles deutlich unter Plan, aber so langsam werden doch die Arme schwer. 10km-3h:42min. So langsam könnte das Schwimmen zu Ende gehen, 11,4km-4h:17min und 19 sec.
Platz 21 nach dem Schwimmen.
Gut 13 Minuten unter meiner geplanten Zielzeit. Bin sehr zufrieden. Meine Crew hat sich auch tapfer geschlagen, über 4h in der Sonne gesessen und mir regelmäßig Getränke angereicht und absolvierte Streckenlängen durchgesagt.
Rund viereinhalb Minuten hat dann der Wechsel gedauert und meine Paradedisziplin sollte beginnen.
Mit der Temperatur hab ich mich ein wenig vertan. Nach der zweiten Radrunde musste ich mich meines Radunterhemdes entledigen und ein ärmelloses Shirt anziehen. Die Sonne brannte vom Himmel und das Thermometer stieg auf jenseits der 30 Grad. Während ich Runde um Runde auf meinem Storck Aero abgespulte, sorgte meine Crew lautstark an der Strecke für Stimmung. So wurde es mit zumindest von anderen Athleten und Zuschauern zugetragen. Nach rund 240km begann dann die Nacht und damit verbunden ein Wechsel vom Storck auf das Kuota Kredo Ultra, hier war bereits die Beleuchtungsanlage installiert. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich mich um einen Platz auf Rang 20 verbessern. Ob´s am Rad oder an den kühleren Temperaturen in der Nacht lag, kann ich nicht sagen, aber ich hatte die letzten 300km das Gefühl, dass es immer besser läuft. Nur die Füße schmerzen von den Radschuhen, dieses Problem konnte ich aber mittels meiner Einlagen aus den Laufschuhen beheben.
Aber ich muß auch zugeben, die Strecke unterschätz zu haben. Klar, der hohe Norden Deutschlands ist flach, aber wenn man 30, 40, 50, 67 Mal den gleichen kleinen Anstieg hoch fährt kann das schon zermürben. Hinzu kommt der permanente Wind. Auf der anderen Seite bin ich, studienbedingt, mit nicht mal halb so vielen Radtrainingskilometern in ein Rennen gegangen, als in den vergangenen Jahren und das bei dreimal längerer Strecke.
Irgendwann mitten in der Nacht kam dann ein Gewitter auf, mit Starkregen, Sturmböen und Blitz und Donner. Etwas schade fand ich hier, dass es seitens des Veranstalters keine offizielle Unterbrechung gab. Mit Regen hab ich ja kein Problem, das gehört beim Outdoorsport dazu, aber bei Blitzen auf der Radstrecke war mir das Risiko zu groß.
Nach einer rund 40 minütigen Pause gings dann wieder auf die Strecke. Durch die Pause bin ich allerdings wieder auf Platz 21 zurückgefallen. Egal, Sicherheit geht vor.
Von nun an hab ich mich aber wieder nach vorn gearbeitet. Wurde aber 170km vor Schluss vom ersteren Platten ausgebremst. Den hat mein Team fix repariert und weiter ging´s um kurz darauf vom nächsten Platten ausgebremst zu werden. Inzwischen sieht man immer häufiger Athelten mit Platten am Wegesrand stehen. Vielleicht hat der Regen Dreck auf die Straße gespült oder es ist entlang der Strecke ein Glas zerbrochen, Wir wissen es nicht.
Um 6:45 Uhr noch eine letzte Pause, dann noch zehn Runden. Natürlich sind die Beine schwer nach so einer Distanz, aber alles in allem fühle ich mich noch wohl. Auf den letzten 6 Runden begleitete mich dann noch Stefan auf der Radstrecke, selbstverständlich nur neben, nicht vor mir.
22h:26min für 540 Radkilometer und Platz 15 nach dem Rad fahren.
Jetzt nur noch 126,6km laufen.
Die erste Runde wollte ich nutzen, um mich nach dem Rad fahren wieder an eine aufrechte Position zu gewöhnen, die Strecke zu erkunden und noch ein Nutellabrot zu essen. Also war erstmal gehen angesagt. Da während des Laufens Begleitung erlaubt ist, hatte ich fast jeden Kilometer einen meiner Betreuer um mich. Die erste Runde ging an meine Freundin Katharina.
In der zweiten Runde bin ich dann Laufen eingestiegen. Hier wurde mir ständig von meinen Betreuern gesagt, dass ich es zu schnelle angehe, aber langsamer ging irgendwie auch nicht.
Das Wetter auf der Laufstrecke war sehr wechselhaft, von Sonne und heiß bis kühl mit Nieselregen alles dabei.
Das Besondere an der Veranstaltung ist die Atmosphäre entlang der Strecke und die Anwohner, die hier entlang der Strecke grillen, Party machen und anfeuern. Auch für die Kinder des Ortes scheint das Rennen das Highlight des Jahres zu sein. Die Kinder Laufen und Radeln neben den Athleten her, fragen nach Autogrammen und feuern an. Einfach genial.
Während der ersten Hälfte des Rennes konnte ich sogar meinen 15. Platz verteidigen. Aber es wird zunehmend zäher. Die zweite Nacht war dann kein Spass mehr. Ich geb zu, ich hab sehr gelitten und meine Crew mit mir. Nach gut 2/3 der Strecke ereilte mich der Mann mit dem Hammer und ich war von jetzt auf gleich total energielos. Wie ein Zombie hab ich man dann Runde um Runde über Strecke geschleift. Eigentlich war der Plan, auch diese Nacht komplett durch zu laufen, aber es ging einfach nicht, ich war platt, leer. Stefan, Katharina und Torsten haben mich dann zu einen kurzen Power Napp überredet. Und ich das war eine echt gute Idee. Nach einer guten halben Stunde Schlaf, ging´s mir wieder etwas besser und ich konnte das Rennen fortsetzten. Wobei ich mir hier schon eingestehen muß, dass es im Grunde ab der zweiten Nacht nicht mehr viel Sport zu tun hatte, was die Athleten (vielleicht mit Ausnahme der ersten 10 Sportler) hier abgeliefert haben. Wir haben und über Strecke geschleppt und gelitten. Hier war es nur noch der Kopf, der gesagt „immer weiter gehen, du kommst ins Ziel“. Irgendwann war es dann soweit, die 95 und vorletzte Runde war beendet und im Zielbereich bekommt man vom Veranstalter seine Landesflagge in die Hand gedrückt und wird in umgekehrter Richtung eine letzte Runde über die Strecke geschickt. Hier kann man sich dann noch mal richtig von allen Zuschauern, eigenen und fremden Betreuern und den anderen Athleten anfeuern lassen.
Nach 48:36:03h und auf Platz 18 liegend beendete ich somit meinen ersten Triple-Ultra Triathlon. Insgesamt eine tolle Veranstaltung, die meine Crew und insbesondere mich an die Grenzen der Leistungs- und Leidensfähigkeit gebracht hat.
Wenige Minuten nach dem Finish hat sich dann auch mein Kreislauf verabschiedet und ich landete im Sani-Zelt. Rund 2h und 2 Infusionen später ging´s mir aber wieder deutlich besser.
Wer jetzt denkt, während so einer Veranstaltung ernährt man sich nur von Energiegels- und Riegeln, hier noch eine kleine Auflistung meiner Verpflegung:
Isogetränke, Cola, Red Bull, Weizenbier (mit und ohne Alkohol), Milch, Eiweißshakes, Gemüsebrühe, Milchreis, Nutellabrot, Nudeln mit Obst, Nudeln mit Hackfleischsoße, Kuchen, Salzbrezeln, Gelbwurst u.v.m.
Und zum Training kann ich sagen, dass ich insgesamt etwas weniger trainiert habe, als für einen normalen Ironman, hab jedoch mehr längere Läufe in Form von Marathonen und Ultras absolviert: zwei Marathone, ein 50km & ein 100km Lauf im Vorfeld sollten die Grundlage legen.
Einen besonderen Dank an meine Freundin Katharina, die mich begleitet und mit gelitten hat, an Stefan, Torsten, Joost & Bettina, die mich ebenfalls abwechselnd begleitet und mit Essen und Trinken versorgt haben. Weiterhin Danke an die Physiopraxis Neumann für den kurzfristigen Termin vorm Rennen, an RSK Erlensee, dafür dass meine Räder so gut gelaufen sind.
hier gehts zu den Bildern und Videos Danke an dieser Stelle an Katharina für die viele Arbeit, die du in die Videos gesteckt hast