Nachdem ich mich nun seit mehreren Jahren um einen Startplatz für den Swissman beworben hatte, und in der ersten Auslosung auch für 2022 keinen Platz bekommen hatte, bin ich dann Ende 2021 über die Warteliste nachgerückt. Zu diesem Zeitpunkt war ich eigentlich schon für den Ironman in Frankfurt gemeldet, aber diesen Platz konnte ich glücklicherweise schieben.
Wie schon beim StoneBrixiaMan 2019 hatte ich Dominik als Supporter angefragt, der sofort zugesagt hatte und auch gleich klar gemacht hat, dass er nach meinem dnf 2019 nun aber mal über die Finishline laufen möchte.
Donnerstag nach der Arbeit ging´s dann los. Um 20 Uhr hatte ich Dominik abgeholt und wir sind mit dem Wohnmobil Richtung Schweiz aufgebrochen. Kurz nach Basel hatten wir dann an einem Rastplatz eine Schlafpause eingelegt und sind dann Freitags früh weiter nach Ascona gefahren, wo sich die Registrierung und Wechselzone befand.
Pünktlich um 10 Uhr zu Eröffnung der Registrierung waren wir vor Ort und haben unsere Unterlagen und den GPS Tracker in Empfang genommen.
Danach haben wir in der Nähe der Wechselzone einen Parkplatz für das Wohnmobil gesucht, das Equipment für´s Rennen vorbereitet und etwas entspannt, bevor es um 15 Uhr zur Welcome Ceremony gehen sollte, die dann allerdings auf Grund der Wettervorhersage auf 14:30 Uhr vorgezogen wurde, was aber auch nicht viel brachte, wie das folgende Video zeigt.
Naja, besser heute als am Renntag dachte sich da wohl jeder und so kam es dann auch. Während der Freitag ab Mittags bis in den Abend hin verregnet war, herrschte am Renntag strahlender Sonnenschein, zumindest bis kurz vor Schluss. Eine kurze Regenpause am frühen Abend haben wir dann noch zum Pizza essen genutzt bevor es dann einigermaßen zeitig ins Bett ging.
Um 2:15 Uhr war dann die Nachte zu Ende. Aufstehen, Frühstücken und um 3 Uhr in der Wechselzone sein um den Wechselplatz einrichten. In der Wechselzone habe ich dann noch Alex und Julia getroffen, die zum achten Mal hier an der Startlinie stand. Gemeinsam sind wir dann zum Schiff gegangen, welches uns zu den Brissago-Inseln fuhr, wo sich der Schwimmstart befand.
Gemeinsam mit Julia bin ich dann Richtung Startlinie geschwommen. Wir hatten zwar beide keinen Startschuss bzw. die Kuhglocke gehört, aber als sich das Feld in Bewegung setzte, sind wir hinterher. Das war dann auch das letzte Mal an diesem Tag, dass ich Julia sehen sollte. Sie war dann doch ein paar Stunden vor mir im Ziel.
Für mich war es der erste XTri, bei dem die Schwimmer keine Boje und/oder kein Licht am Körper hatten. Mir als schlechtem Schwimmer, der nach relativ kurzer Zeit allein auf weiter Flur ist, haben diese Lichter und Bojen meiner Mitstreiter immer bei der Richtungsfindung geholfen und obwohl es auf dem GPS Track meiner Uhr nach einem ziemlich geraden Schwimmen aussieht, hatte ich ziemlich mit er Orientierung zu kämpfen und mit den Wellen, die uns der Wind aus Uferrichtung bescherte.
Offiziell kam ich mit 1h:34min aus dem Wasser, nach meiner Uhr waren es 1h:37min, aber so oder so im Rahmen der Erwartungen und meinem Trainingsstand im Schwimmen entsprechend. Daher kann ich mit dieser Zeit sehr gut leben. Über den ziemlich steinigen Strand ging es zur T1 und nach komplettem Umziehen ab auf´s Rad. Während ich einen normalen Ironman komplett im Wettkampfeinteiler bestreiten würde, habe ich hier auf einen normalen Satz Radbekleidung gesetzt, was dann allerdings ein erneutes komplettes Umziehen bedeuten sollte. Aber der Komfort war es dann doch wert, schließlich sollte ich hier eher um die 9h statt wie sonst unter 6h auf dem Rad sitzen.
Das Radfahren startete zunächst gut und ich konnte auf den ersten 20km einige Athleten überholen, bis mir dann die Kette runter gefallen ist und sich zwischen Rahmen und Kettenblatt verklemmt hat. Ich weiß nicht, ob am verklemmen lag oder an der Art und Weise, wie ich die Kette da wieder rausgezogen habe, aber zumindest war sie danach verbogen. Was das Fahren doch ziemlich erschwerte. Alle 2-3 Kurbelumdrehungen ist die Kette auf den kleinen Ritzeln hin und her gesprungen, ab und an ist sie selbstständig vom großen auf kleine Blatt und wieder zurück gegangen und bestimmt noch weitere 3-4 ganz runter gefallen. Ein schnelles rhythmisches Fahren war damit zumindest nicht mehr möglich. Mal ganz abgesehen von der Angst, dass die Kette ganz reißt oder im nochmal abfällt, während ich im Wiegetritt bin. Bin Dominik war ich allerdings erst in Airolo verabredet, was noch ein ziemlich weiter Weg sein sollte. Ich rief ihn dann und bat ihn, mal zu schauen, ob es im Ort einen Radladen gibt oder ob er irgendwo eine Kette auftreiben könne. Alex, Julias Mann und Supporter, hat Dominik dann eine Kette samt Werkzeug für mich überlassen, was super nett war, nur leider doch nicht geholfen hat, weil es eine 11fach Kette war und ich 12fach fahre. Egal, Dominik hat es dann mit einer Zange wieder soweit hingebogen, dass ich vernünftig fahren konnte.
Dominik war dann allerdings etwas unentspannt, was die CutOff Zeit anging. Ich gebe zu, vor der Reparatur war ich das auch, aber als die Schaltung wieder lief, war ich da etwas entspannter. Die Reparatur erfolgte im unteren Drittel des Gotthardt und ich hatte nun knapp 4h um über den Gotthardt Pass und zum CutOff um 15 Uhr am Furkapass zu kommen. Dominik war dann auch leicht überrascht, dass ich da wohl ganz gut unterwegs war und gegen 14:15Uhr den Pass passieren konnte.
Eine Stunde später war ich über den Grimselpass und gut 1,5h vor CutOff in der T2 in Brienz.
In der T2 habe ich mich dann komplett umgezogen, mir meinen Laufrucksack geschnappt, der im nachhinein betrachtet, für diese Veranstaltung etwas zu vollgepackt und überdimensioniert war, Dominik noch aus der engen Parklücke gewunken und dann ging es auf die abschließenden 42 oder besser knapp 44 Laufkilometer.
Direkt nach der Wechselzone ging es einen ersten Anstieg hoch zu den Giessbachfällen. Mehr als zügiges Wandern war hier nicht drin. (langsames) Laufen war erst wieder in den bergab bzw. flachen Passagen möglich.
Nach den Wasserfällen ging weiter Richtung Interlaken und dort dann ein Stück der Strecke des Jungfrau Marathon entlang. Während der Jungfrau Marathon in Zweilütschinen jedoch weiter nach Lauterbrunnen führt, sind wir links weg Richtung Grindelwald.
Dominik ist direkt von der T2 aus nach Grindelwald gefahren, hat das WoMo geparkt und kam mir dann mit dem MTB auf der Laufstrecke entgegen, um dann mit dem Rad zu begleiten. Hier war es schon eine Entlastung, dass ich ihm meinen Rucksack geben konnte und er mir bei Bedarf Wasser angereicht hat.
Kurz vor Grindelwald ist Dominik dann vorgefahren, hat das MTB in WoMo gestellt und sich ebenfalls lauffertig gemacht. Bei den meisten dieser XTri Veranstaltungen braucht der Läufer auf den letzten Kilometern einen Supporter, der mit ihm läuft. Gegen 21 Uhr, also gut eine Stunde vor CutOff waren wir dann an der letzten Kontrolle in Grindelwald.
Von hier ab ging es die letzten rund 9km mit gut 1.000Höhenmeter hinauf zum Ziel an der Kleinen Scheidegg. Mittlerweile hatte ich schon schwer zu kämpfen, aber Dominik hat immer Druck gemacht und mir kaum mal ne Pause für ein RedBull gegönnt. Etwas mehr Lauftraining wäre wahrscheinlich nicht schlecht gewesen. Ein langer Lauf war dann doch etwas wenig. Normalerweise habe ich um diese Zeit ja bereits 2-3 Ultras und den ein oder anderen Marathon als Vorbereitung gemacht. Egal, es muss auch mal so gehen.
Naja, irgenwie ist ja bereits auf dem Rad viel Zeit wegen der Kette liegengeblieben, da kann man halt beim Laufen nicht mehr so trödeln. Um 1 Uhr ist Zielschluss und um 1:15 Uhr ging die letzte Bahn zurück nach Grindelwald. Das wollten wir natürlich nicht verpassen. So erreichten wir dann um 0:23 Uhr das Ziel. Offiziell nach 19:20:30h und als einer von 179 Finishern. Bei 213 Startern haben es somit 34 Athleten leider nicht ins Ziel geschafft.
Das Zielbier auf das wir uns während des Anstiegs gefreut hatten, gab es allerdings nicht und auch die Gaststätte an der Bahnstation wollte uns nichts mehr verkaufen. So gab es dann lediglich noch einen Cider, den ich WoMo hatte, nachdem wir dann endlich nach 2 Uhr auf dem Campingplatz waren. Es folgte erneut eine kurze Nacht, da wir um 10:30 Uhr wieder auf der Kleinen Scheidegg zur Finisher Ceremony sein sollten.
Fazit: sehr schönes Rennen vor traumhafter Kulisse, nettes Orga-Team, viele tolle Athleten und Supporter, aber auch sehr hart, insbesondere der letzte Teil der Laufstrecke. Jetzt noch Finisherbier und Medaille im Ziel und es perfekt:-)
Mit dem Swissman habe ich nun meine einundzwanzigste Langdistanz, bei 23 LD Starts (also klassische LD, ohne Lensahn) gefinished und auch meine Quote im XTri Bereich auf 3 Finishs vs. 2 dnf verbessert.
Ein großes Dank geht an dieser Stelle an meine Frau, die mich bei dem ganzen Quatsch unterstützt und mir die nötigen Freiräume gibt und an Dominik, der hier einen super Job als Supporter gemacht hat. Jetzt wird etwas regeneriert und dann versuche ich mich mal etwas gezielter auf den Ironman Kopenhagen im August vorzubereiten.
#suixtri
#swissman2022
Ich hab da auch noch das Eine oder Andere Video, insbesondere vom eleganten Schwimmausstieg. Kommt dann demnächst