Endlich wieder Triathlon. Nachdem die Premiere des Ironman Schweiz im vergangenen Jahr ausfallen musste und in diesem Jahr von Juli auf September verschoben wurde, stand nun nach 2 Jahren Langdistanzpause der erste Ironman seit Hamburg 2019 an.
Nach der Nacht von Samstag auf Sonntag stand das Rennen eigentlich unter keinem guten Stern, aber zum Glück kam es anders. Vielleicht habe ich Samstag was falsches gegessen oder vielleicht lag es auch an was anderem, aber ich hatte einen sehr schlechten Schlaf mit Bauchschmerzen und kam erst gegen 3 Uhr endgültig zur Ruhe. Nach der schlechten Nacht und dem anschließenden Frühstück habe ich mich vom Campingplatz (der direkt an der Laufstrecke und unweit des Starts liegt) zum Startbereich gemacht. Dort angekommen habe ich dann festgestellt, dass meine Toolbox noch im Wohnmobil liegt, also zurück zum Campingplatz, die Box suchen und zurück zum Start rennen. 8 Min vor Schließung der Wechselzone war ich wieder zurück. Das war knapp.
Da Neoprenhauben erlaubt waren, wollte ich, nicht wegen der Wassertemperatur, sondern als Schutz gegen das Wundscheuern, meinen Hoodie oder wenigstens die Neohaube anziehen, aber das wurde mir leider untersagt. Der Nacken muß frei bleiben, meinte der Kampfrichter. Steht zwar so nirgends, aber Bock auf Diskussion hatte ich auch nicht. Dafür nach dem Schwimmen eine offene Stelle am Hals, in der Schweiß und Sonnenmilch schon brannten. Naja, das gehört wohl einfach dazu. Bodyglide hatte zumindest nichts gebracht.
Beim Schwimmen habe ich mich dann in den bis 80 Minuten Block einsortiert, wobei sich die gesamte Eingruppierung nach dem ersten AgeGroup Start ohnehin weitestgehend in Luft aufgelöst hat.
Um 7:08 Uhr war dann mein „Rolling Start“. Das Wasser war klar und nicht so kühl, wie bei meinem letzten Schwimmen im Thuner See beim Inferno Triathlon 2010. Etwas über 18 Grad hatte das Wasser offiziell. Eine recht angenehme Temperatur.
Das Schwimmen selbst lief auf Grund des Rolling Starts und des für „vor Corona“ Ironmanverhältnisse eher kleinen Starterfeldes sehr entspannt. Klar, ich bin wie üblich ein paar mal falsch geschwommen und wurde von den Helfern wieder auf Kurs geschickt, aber das passiert mir ja eh immer. Nach grob einer Stunde ging es dann in den Hafen und Richtung Ausstieg. Da haben sich die Organisatoren wohl etwas vermessen. 1:04:54 war meine offizielle Schwimmzeit. Wenn es 3,8km gewesen wären, wäre es eine neue PB gewesen, da es aber nur rund 3km waren, war es meine Standardzeit, aber absolut meinem Schwimmtraining entsprechend.
Nach einem fast sieben Minütigen Wechsel ging es auf meine Lieblingsdisziplin. Mein im Corona-Jahr 2020 angeschafftes und bislang nicht zum Wettkampfeinsatz gekommen Triarad dürfte seine Rennpremiere feiern.
Die Strecke kannte ich bisher nur von Rouvy, zumindest die ersten 40 Kilometer. Ich bin gleich mit ordentlich Druck gestartet und habe nach Platz um Platz nach vorn gearbeitet. Nach dem Schwimmen liege ich ja meist eher im hinteren Drittel, nach dem Rad dann eher im Vorderen.
Die Anstiege bzw. die Höhenmeter waren halb so wild und die Strecke schneller als erwartet. Gut 2:40h hatte ich dann für die erste Hälfte der 180km gebraucht. Wow, das war besser als gedacht. Zumal meine Trainingskilometer ja bei weitem nicht mehr an die Werte von vor den Kindern heran kommen. Aber immerhin hatte ich bis dahin rund 4tsd auf den unterschiedlichsten Rädern in den Beinen. Die zweite Runde wurde dann allerdings etwas langsamer, der Magen machte wie bereits in der Nacht zuvor etwas Probleme (aber ich wollte unbedingt den Dixi-Stopp nicht im Bikesplitt haben und habe mir das für die T2 aufgehoben) und ein kleiner Krampf kam auch noch hinzu.
Bei KM 165 entschied sich dann meine DI2, den Dienst vorübergehend einzustellen. Okay, dachte ich mir, das kannst du jetzt eh nicht ändern und es geht fast nur noch bergab. Das trittst du auch ohne Schaltung durch. Wobei sich sie sich ein paar Kilometer später wieder zum teilweise arbeiten entschieden hat. Das Schaltwerk ging wieder. Eigentlich ein typisches Zeichen für einen fast leeren Akku, aber der war lt. Anzeige bei 90%
Nach 5:43:28 Stunden hatte ich den Bikepart erledigt. Sogar schneller als bei meinem letzten Ironman im flachen Hamburg. Die Radstrecke selbst ist super schön. Voralpenidylle, schnelle Abfahrten, ein paar Anstiege und auf dem Rückweg, bevor man nach Thun fährt, immer schön die schneebedeckten Berggipfel im Blick.
Bei Wechsel in T2 erfolgte dann der Dixi-Stopp, den ich nicht im Bikesplitt haben wollte und nach einer Wechselzeit von 7:10min ging es auf die Laufstrecke.
Nach einer Stadionrunde ging es vorbei an meinem Campingplatz, um bzw. durch den Bonstettenpark (eine der wenigen schattigen Stellen des Laufkurses) entlang des Sees Richtung Thuner Innenstadt. Vorbei am Eventgelände mit dem Zieleinlauf, ging es weiter zum Schlosspark Schadau, dann entlang des Aare-Ufers Richtung Kleist-Inseli, wovor allerdings die Wende kam und bevor es über den Göttibachsteg, eine alte Holzbrücke, ging, wurde ich von Daniela Ryf überholt. Die wiederum an der Brücke von dem begleitenden Kameramotorrad ausgebremst wurde, das sich schwer tat, auf die enge Fußgängerbrücke einzufahren. Am Aarequai musste ich dann wieder einen Stopp auf einem öffentlichen WC einlegen. Das Essen am Vortag muss echt schlecht gewesen sein. Kaum wieder auf der Strecke, wurde ich von Simone überholt, die aber nur einen Klapps und kein Eis für mich hatte. Wir sind dann gut einen Kilometer zusammen gelaufen (wahrscheinlich meiner schnellster 🙂 ), dann musste ich sie am Anstieg zur Altstadt ziehen lassen. Die Stimmung in der Thuner Altstadt war (ebenso wie am Schloss und um das Eventgelände) super. Nach der Altstadtrunde ging es wieder zurück zum Eventgelände und das ganze war dann insgesamt drei Mal zu laufen.
Auf der letzten Runde kam dann immer öfter der Blick auf die Uhr und die Überlegung, ob noch eine sub 12h möglich ist, aber das wurde von zwei weiteren Dixi-Stopps torpediert.
Mit einem 4:59:54h Marathon und einer Zielzeit von 12:02:04 Stunden konnte ich meine 19te (klassische) Langdistanz finishen.
Alles in allem bin ich damit sehr zufrieden. Ein gutes, meiner Vorbereitung entsprechendes, Ergebnis. Und schön, dass solche Veranstaltungen überhaupt wieder möglich sind. Sollte nichts dazwischen kommen, steht dann in rund 4 Wochen der Winterman in Tschechien an.