Langdistanztriathlon ist immer mit frühem Aufstehen verbunden, so auch auf Hawaii.
Obwohl der Start meiner Altersklasse erst für 07:20 Uhr angesetzt war, mussten wir, wie alle Starter, um 6:15 Uhr die Wechselzone verlassen haben. Daher klingelte mein Wecker bereits um 04:00 Uhr. Dann hieß es Kaffee kochen, Frühstücken und gegen 4:30 Uhr auf den rund 5km langen Weg zum Start machen. Laut Ironman sollten die Shuttlebusse zum Start auf dem Ali‘i Drive zirkulieren und alle paar Minuten an einem vorbeifahren und die Athleten einsammeln. Nach knapp 10 Minuten kam dann der Bus…..und fuhr ohne Halt an mir vorbei. Also spazierte ich weiter Richtung Startbereich. Ein weiteres Shuttle kam dann auch die nächste viertel Stunde nicht. Irgendwann hielt dann ein Pickup, um drei andere Athleten einzusammeln und hat mich auf der Ladefläche mitgenommen.
Dann hieß es auf den Start warten.
So war ich dann gegen 5:15 Uhr am Rad. Kurz das Bike gecheckt, die Radflaschen in den Haltern verstaut und Markus noch einen Besuch abgestattet.
Ich hatte noch versucht, Rina und die Kids zu finden, was mir aber bei den vielen Menschen nicht geglückt ist.
Also habe ich mich dann in meinen Startblock eingereiht. Während meine Startgruppe gerade ins Wasser ging, kamen die ersten Profis raus, aber die Pros sind ja auch 55 Min vor uns gestartet.
Während die Profis sich auf den Weg zu ihren Rädern machten, schwamm meine Gruppe vor zur Startlinie. Im Gegensatz zum Rennen in Frankfurt, gibt es in Kona nämlich einen Wasserstart.
Von allen Disziplinen hatte ich vorm Schwimmen am meisten Respekt. Da die meisten Rennen in unseren Breitengraden mit Neo stattfinden, ist das Schwimmen in Kona ohne Neo eine besondere Herausforderung, insbesondere für eher schlechte Schwimmer wie mich.
Ich hielt mich aus dem Gedrängel beim Start raus, schwamm relativ weit links, um weitgehend ungestört mein Tempo schwimmen zu können. Noch vor der Wende wurde ich dann von den schnellen Schwimmern der nächsten Gruppe überholt, war aber mit einer Schwimmzeit von 44 Minuten an der Wende sehr zufrieden. Den zweiten Teil der Schwimmstrecke konnte ich dann sogar geringfügig schneller absolvieren. Hierfür brauchte ich ebenfalls 44 Min, allerdings war der Rückweg auf Grund des Wasserstarts und der Wende mit gut 2km etwas länger als die erste Hälfte.
Mit einer Schwimmzeit von 1:28h war ich dann genauso schnell wie in Frankfurt letztes Jahr mit Neo. Mit der ersten Disziplin konnte ich schon mal sehr zufrieden sein.
Glück hatte ich scheinbar auch. Im Wechselzelt waren überall Rufe nach Jellyfish-Spray zu hören. Viele meiner Mitstreiter hatten wohl Quallenkontakt, aber dieser Kelch ging an mir vorüber.
Wie wir im Nachhinein in lokalen Medien lesen dürften, sind wohl auch ein paar Haie in die Bucht eingeschwommen, aber nicht bis zu uns Schwimmern vorgedrungen.
Nach gut 8 Min in der T1 ging es aufs Rad. Erstmal gen Süden. Keine 4km nach dem Start des Radfahrens ist mir der hintere Flaschenhalter mit meinem Maltogemisch abgebrochen. Nun gut, ich bin flexibel mit meiner Verpflegung und musste dann eben etwas mehr Verpflegung vom Veranstalter aufnehmen.
Nach der ersten Wende ging es knapp 90km nach Norden Richtung Hawi.
Auf den ersten fast 70km war ich fleissig am Überholen und hatte einen Schnitt von knapp 37km/h.
Das sah also zunächst nach einer top Zeit aus. Klar, dass ich rauf nach Hawi an Tempo einbüßen würde, war mir bewusst und ein knapp 32er Schnitt bis zur Wende war dann auch noch ganz gut, nur halten lies sich das so nicht. Ein Helfer rief zwar noch, dass wir jetzt Rückenwind hätten, aber das war leider nur von kurzer Dauer. Keine 15km hielt der an, danach hatten wir erst mit starkem Seitenwind und später mit Gegenwind zu kämpfen. Bei den Seitenwinden war ich echt froh, statt des 77er Vorderrades nur ein 50er genommen zu haben.
Zum Wind kamen dann noch Krämpfe, abwechselnd mal im rechten und mal im linken Oberschenkel, immer beim Versuch, mehr Druck aufs Pedal zu bringen.
Am Ende war es dann eine Zielzeit von 05:53h für den Radsplitt. Hätte mir zwar eine schnellere Zeit gewünscht, aber in Anbetracht der Verhältnisse war es dann doch noch ganz gut.
Meine durchschnittliche Wattleistung lag deutlich über den Werten von Thun, Kopenhagen oder Hamburg der letzten Jahre, bei geringerer Geschwindigkeit. Was zeigt, dass die Bedingungen nicht so leicht waren, wie es die Rekordzeiten im Profifeld vermuten lassen.
Ein Grund dafür ist, dass die Winde mit zunehmendem Tagesverlauf und damit verbundener Hitze stärker werden. Da die Pros 55 Min vor meiner AK starteten und im Schnitt fast 40 Min schneller schwammen, hatten die auf weiten Teilen der Strecke auch bessere Bedingungen.
Mit schweren Beinen ging es dann auf die Laufstrecke. Kurz nach der Wechselzone standen dann wieder Rina und die Kids, um mich anzufeuern, was wieder etwas auftrieb gab. Es ging zunächst 5km den Ali‘I Drive raus und wieder zurück. Bevor es dann in Kona die Palani Road hoch ging, wollten sich Bennett und Amalia dann noch ein kleines Wettrennen mit mir liefern, was wohl zu ihren Gunsten ausging.
An der Verpflegung auf der Palani Road haben dann die mehrmaligen Weltmeister Jan Frodeno und Daniela Ryf Getränke verteilt. Das gibts wahrscheinlich nur im Triathlon.
Nun folgte ein langes zähes Stück den Highway runter Richtung Flughafen und dann ins berühmte Energylab. Leider war es schon so dunkel, dass ich im Grunde nichts davon gesehen habe. Letztendlich war der Marathon dann ständiger Wechsel zwischen Laufen und Gehen.
Die letzten 10km waren dann ein Kampf gegen die Uhr, da ich unbedingt eine 12 vor der Zielzeit stehen haben wollte.
Auf dem Weg Ziel standen dann wieder Rina und die Kids auf der Tribüne. Noch schnell ein kurzer Zwischenstopp bei den besten Fans und Supportern, bevor ich dann nach 12:58h das Ziel auf dem Ali‘I Drive erreicht habe.
Damit ging für mich nach 20 Jahren Triathlon, der sportliche Traum der meisten Langdistanz-Triathleten in Erfüllung.
Vielen Dank an Rina und die Kids für die Unterstützung im Vorfeld und auf der Strecke, ihr seid einfach die besten Supporter und ich freue mich jedes Mal, euch an der Strecke zu haben. Ich liebe euch!
An meine Vereinskollegen vom Tria-Team Bruchköbel, die im Stream mitgefiebert haben, an Jürgen Gärtner für das Coaching, an Optimum Volker Meyer Augenoptik und an René und Ricardo von Velozeit, die mein Bike kurz vorm Abflug noch mal rennfertig gemacht haben.
Mahalo