Ultra Trail du Mont Blanc……….……………………………………………….ein nichtvollendeter Rennbericht

3 Länder, 170km, 10.000 Höhenmeter und 46 Stunden Zeit, das sind die Rahmenbedingungen für einen Traillauftraum, für die inoffizielle Weltmeisterschaft der Ultra-Trail Läufer.

Es war eine mehrjährige Entwicklung. Nach mehreren Ironman-Rennen stand 2009 erstmals der Inferno-Triathlon mit einem abschließenden 25km Berglauf und einer Zielankunft auf dem knapp 3.000 Meter hohen Schilthorn in meinem Rennkalender. Schon als Kind liebte ich die Berge, aber jetzt war auch das Interesse für Bergläufe geweckt. Ein paar Jahre später folgte mit dem K78 mein erster Berg-Ultramarathon in den Schweizer Alpen und irgendwann hörte ich vom UTMB und dachte, das willst du auch mal machen. Allerdings, einfach anmelden und laufen geht hier nicht. Vor dem Lauf steht ein Qualifikationsprozess. Es müssen Qualifikationspunkte gesammelt werden (und Losglück muss man auch noch haben), für meinen geplanten Start in 2014 wären es 7 Punkte, aus drei Rennen in zwei Jahren gewesen. Ein Rennen bringt je nach Länge, Trailanteil, Höhenmetern u.ä. zwischen 1 und 4 Punkten. Die im Februar bei Eis und Schnee ausgetragene Brocken-Challenge z.B. brachte 2 Punkte, der Swiss Irontrail mit über 80 Km und mehr als 5.000 Höhenmetern 3 Punkte. Durch einen Sturz bei Sardona Ultra Trail, meinem letzten Qualiversuch in 2013 hab ich die erforderlichen Punkte nicht mehr zusammenbekommen, sodass 2014 ein Start nicht möglich war. Somit musste also in 2014 mit dem Swiss IronTrail ein weiter Qualifikationslauf her, um die fehlenden Punkte zu bekommen. Nachdem ich nun die vermeintlich benötigen Punkte beisammen hatte, stellte ich fest, dass die Qualinorm um einen Punkt angehoben wurde. Also hieß es, Ende November nochmal die Laufschuhe schüren und beim kleinen Kobolt über 106km nochmal Punkte sammeln. Nachdem mir auch dies geglückt ist und mich das Losglück ereilte, stand als sportliches Highlight 2015 nun der UTMB fest.

Die Vorbereitung für den UTMB lief im Großen und Ganzen gut. Ich hab meine monatliche Laufleistung fast verdoppelt, konnte viele lange Trainingsläufe absolvieren und der Taunus wurde fester Bestandteil meines Trainings. Allerdings war mir auch klar, dass die Runden im Taunus nicht auf wirklich auf die Alpen vorbereiten können, aber man muss mit dem Arbeiten, was einem zur Verfügung steht.

Als letzte große Trainingseinheit stand der Großglockner UltraTrail Ende Juli auf dem Programm. Wobei es hier für mich gar nicht rund lief, aber das hab ich ja bereits im letzten Bericht abgehandelt.
Nach dem GGUT hab ich noch ein paar extra Einheiten am Feldberg eingelegt und war alles in allem einigermaßen optimistisch für den UTMB.

Donnerstags früh haben Rina und ich uns dann auf den Weg nach Chamonix gemacht, wo wir gegen Nachmittag eingetroffen sind. Nach dem Bezug des Hotelzimmers ging es für uns zur Startunterlagenausgabe und Taschenkontrolle. Bevor man hier seine Nummer bekommt, prüft der Veranstalter nicht nur das Vorhandensein wichtiger Ausrüstungsgegenstände, wie z.B. Regenjacke, Rettungsdecke u.ä., sondern beurteilt auch direkt, ob die Regenjacke qualitativ gut genug für den UTMB ist.
Und wie sollte es anders sein, ich hab natürlich ein paar Dinge im Hotel vergessen bzw. gar nicht erst mitgenommen. Also, wieder zurück, restliche Sachen suchen, von Rina ne zweite Jacke leihen und wieder zur Kontrolle.
Nachdem ich diese nun erfolgreich passiert habe, gab´s die Startnummer und das obligatorische Armbändchen und wir waren durch für den Tag. Wir haben uns dann ein Restaurant direkt an der Laufstrecke gesucht und während des Essens die Läufer der anderen Läufe auf ihren letzten Metern vorm Ziel beobachtet.
In Chamonix ist es echt toll gelöst, dass die Athleten hier noch durch den halben Ort laufen und eine tolle Stimmung genießen können. Überhaupt merkt man bei der ganzen Veranstaltung, dass unsere Nachbarn deutlich sportaffiner sind, als wir Deutschen.
Raceday: Nach dem Frühstück am Freitag sind wir noch etwas über die Messe geschlendert, die hier echt toll gemacht ist, mit kleinen weihnachtsmarktähnlichen Holzbüdchen. Um die Mittagszeit, haben wir dann die Pasta Party aufgesucht. Wobei Rina, als nicht Athlet nicht mit bzw. nur gegen Entgelt reindürfte, worauf wir verzichteten. Ich hab schnell meine Portion Nudeln gegessen und dann haben wir uns zum Beine hochlegen nochmal zum Hotel gemacht.
Um 17:30 Uhr fand dann direkt im Start-/Zielbereich die Wettkampfbesprechung statt, die aber keine wichtigen Erkenntnisse brachte. Um 18 Uhr fiel dann der Startschuss.
Ich bin es ja gewohnt, dass zwischen Startschuss und los joggen/laufen/rennen etwas Zeit vergeht, aber die ersten 8 Minuten nach der Startlinie waren ein reines Spazieren gehen. Egal, genug Zeit zum Laufen sollte ja noch kommen.
Von Chamonix aus ging es die ersten 8 Kilometer relativ flach nach Les Houches, bevor der erste Berg auf uns wartete. Gute 700 Höhenmeter ging es bergan, die zwar alles in allem recht gut zu gehen waren, an manchen Stellen kam es jedoch auf Grund des noch sehr dichten Starterfeldes zur Rückstaus.
– Eine Idee an den Veranstalter wäre hier z.B. ein Start in Startgruppen, um das Feld etwas zu entzerren –
Den Abstieg nach Saint-Gervais hab ich für meine Verhältnisse recht gut hinbekommen. Um 21:15 Uhr durchlief ich die Kontrolle, 45 Min vor Cutoff und damit fast im Plan. Zu meiner Überraschung und Freude stand Rina hier bereits an der Strecke und hat mich angefeuert.
Es folgte ein moderater 10km langer Anstieg nach Les Contamines und damit dem ersten offiziellen Betreuungspunkt. Rina versorgte mich hier mit etwas Eigenverpflegung und einer kurzen Beinmassage. Die nächsten fast 50km dürfte mich Rina nicht betreuen. Der nächste Treffpunkt für uns war Courmayeur in Italien.
Das mir die Anstiege mehr als die Abstiege liegen, war auch gut am Ranking abzulesen. Rund 300 Plätze hab ich auf den 10km gut gemacht.
Es folgten weitere 8 Kilometer Anstieg zur nächsten Kontrolle bzw. dem nächsten Cutoff. Erneut konnte ich hier gut 250 Plätze nach vorn laufen und mein Vorsprung zur Cutoff Zeit auf 1:15h ausbauen.
Mit dem Croix du Bonhomme wartete auch der erste richtig hohe Punkt (2.441m) auf uns. Ein toller Anblick, wenn man hunderte oder tausende Lichter unter einem sieht, die sich den Berg hoch schrauben.
Danach ging es gute 900 Höhenmeter runter nach Les Chapieux und ich hab kaum Plätze verloren. Überhaupt fühlte ich mich super. Ich kam mit An- und Abstiegen bislang besser als erwartet zurecht.
Der Vorsprung auf den Cutoff lag nun bei fast 2h und ich damit sogar etwas über Plan.
Recht euphorisch ging ich auf die nächsten 15km, die mit mehr als 1.000 Höhenmetern über einen weiteren hohen Pass, den Col de la Seigne (2.507m) nach Lac Combal führten. Über 200 Plätze konnte ich wieder auf dem Weg nach oben gut machen, von denen ich nur 100 im Abstieg wieder verloren hatte. Mit rund 1:45h vor Cutoff lag ich weiter gut in meinem Plan. Die Nacht hatte ich gut rumbekommen und ich fühlte weder Anzeichen von Müdigkeit noch von körperlicher Erschöpfung.
Gute 13 Kilometer mit einem Gegenanstieg und ansonsten rund 1.300 Höhenmetern im Abstieg lagen jetzt bis Courmayeur vor mir. Den Abstieg empfand ich als ziemlich hart, zwar nicht technisch schwer, aber steil. 200 Plätze hat mich das gekostet, aber halb so wild. Anscheinend hab ich hier kürzer pausiert, als die meisten, da ich nach dem weiterlaufen, die Plätze wieder drinne hatte.
In Courmayeur empfing mich dann meine beste Supporterin und versorgte mich mit frischen Klamotten, einer Schultermassage, Essen und Getränken.
Aus Courmayeur raus waren über 5km 900 Höhenmeter zum Refuge Bertone zu absolvieren. Dies bei bestimmt über 30 Grad und viel Sonne. Was einiges an Körnern gekostet hat.
Oben am Refuge hab ich mir dann mal eine fünfminütige Verschnaufpause gegönnt, bevor es weitere rund 10km relativ eben weiter nach Arnuva ging. Hier wollte ich mich eigentlich mit Rina treffen, bevor wir festgestellt haben, dass sie mit dem Auto den Punkt nicht anfahren darf.
In Arnuva lag ich noch immer 1:45h vor dem Cutoff und fühlte mich super. Der mit 2.527m höchste Punkt der Strecke lag nun vor mir und ich konnte im Anstieg wieder ein paar Plätze gut machen. Um 18:23 Uhr passierte ich den Grand col Ferret und hatte noch 4:07 Stunden bis zum nächsten Cutoff.
Allerdings hatte ich beim Überqueren des Passes das Gefühl, dass mir jemand den Stecker gezogen hat. Das erklärt auch die 3:50 Stunden die ich für 10km und 900 Höhenmeter bergab brauchte. Ich konnte keinen sicheren Schritt mehr setzen. 500 Plätze hatte ich eingebüßt und, was schlimmer ist, von meinem einstigen 1:45 Stunden Vorsprung auf den Cutoff sind nur noch 17 Minuten übrig. Auf dem Weg nach zur Kontrolle nach La Fouly rief mich sogar der Veranstalter an und fragte, ob alles in Ordnung sei und wo ich den stecke. Wahrscheinlich kam ihm so ein Einbruch auch etwas seltsam vor. Rina versuchte mich noch zum weiter laufen zu motivieren aber jetzt und hier mein Rennen beendet.
Ich hatte rund 100 gute Kilometer, die mir viel Spaß bereitet hatten und 10 weniger gute, die mich ziemlich ins Zweifeln brachten. Sind Distanzen über 100km überhaupt was für mich? Will ich das nochmal? Nie wieder? Und, und, und…..
In dem Moment, als meine Startnummer entwertet wurde, hatte ich für mich mit den langen Strecken abgeschlossen……………

………….. aber das hielt nur bis zum nächsten Tag an. Ich möchte es irgendwann nochmal versuchen. Man kann sich ja nicht 100 gute durch 10 schlechte Kilometer kaputt machen lassen.
Wann ich das Projekt „UTMB“ nochmal angehe, lasse ich an dieser Stelle mal offen, aber ich komme wieder.
Vielen Dank an Rina, die mich bei all meinem Quatsch so toll unterstützt und mich immer wieder motiviert und nach solchen dnf´s wieder aufbaut.
Ich freu mich schon darauf, dir in NY was davon zurückzugeben.

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