Schlaflos im Sattel

In 24 Stunden zur Qualifikation für das Race across America (RAAM)

Bereits im letzten Jahr wollten mein Trainingspartner Stefan und ich ausprobieren, ob wir uns für das legendäre RAAM* qualifizieren können. Hierzu wählten wir den Swiss Cycling Marathon, ein Radmarathon über 720km, der in 28,5h zu absolvieren ist. Wir hatten beide einen schlechten Tag erwischt und es im letzten Jahr nicht geschafft, daher das Ziel, es in 2014 erneut zu probieren.
*RAAM: beim RAAM handelt es sich um ein non-stopp Radrennen von der Westküste zur Ostküste der USA, bei dem rund 4.800km mit über 30.000 Höhenmetern in max. 12 Tagen zu absolvieren sind. Wobei es uns nur um die Qualifikation ging, eine Teilnahme ist auf Grund der damit verbundenen hohen Kosten nahezu ausgeschlossen (Sponsoren willkommen ).

Zur Vorbereitung auf den diesjährigen Swiss Cycling Marathon wollten wir, wie 2011 für Paris-Brest-Paris, Brevets (also Langstreckenradwanderungen) über 200, 300 & 400km sowie ein 24h Rennen in Dänemark nutzen. Die Brevets liefen gut und auch das Kurz-Trainingslager Ende Mai im Bayerischen Wald verliefen vielversprechend. Im Rahmen des 24h Rennen wollte ich dann testen, ob ich die für die Schweiz notwendige Geschwindigkeit über eine so lange Dauer und unter ähnlichen Bedingungen (kein Windschattenfahren) auch halten kann. Und wer jetzt denkt, die Schweiz sei nicht mit Dänemark vergleichbar, dem sei gesagt, dass wir auch innerhalb der 24h mehr als 3.500 Höhenmeter gesammelt haben. Also, flach ist anders.
Freitag vor Pfingsten haben wir uns dann auf den Weg nach Strib (Middelfart, Süddänemark) gemacht, dort noch eine Nacht im Hotel verbracht um dann ausgeschlafen am Samstag um 10 Uhr an der Startlinie zu stehen.
Punkt 10 Uhr erfolgte dann der Startschuss und das Tempo war von Anfang an recht hoch. Fast ein 36er Schnitt über die erste 55km Runde (dass Rennen war aufgeteilt in eine Tagrunde a`55km, von 10 – 22 Uhr zu befahren, eine Nachtrunde über rund 13km von 22 bis 9 Uhr und eine 2km Finalrunde, welche von 9-10Uhr zu absolvieren war). Wenn ich der Zeitnahme glauben darf, bin ich auch die zweitschnellste Zeit über diese Runde gefahren. Gut war es allerdings nicht, die 15km hatte ich, wohl wegen des Tempos Magenschmerzen, und die nächsten Runden spürte ich die Belastung auch in den Beinen, wobei sich das über die Zeit wieder gebessert hat.
Runde für Runde spulte ich dann in einem relativ hohen Tempo ab, auf wirkliche Pausen hab ich verzichtet. Es gab bis zum Abend lediglich kurze Stopps zum Austausch der Trinkflaschen und zum Auffüllen der Essensvorräte.
Kurz vor 22 Uhr, dann ein etwas längerer Stopp zum Anbringen des Rücklichtes, Überwerfen der Warnweste und Anziehen von Arm- und Beinlingen.
Müdigkeit kam während der Tour nicht auf, lediglich die Beine wurden mit der Zeit immer schwerer.
Die Bedingungen waren an sich optimal, gute 25 Grand und leicht windig am Tag, 13 Grad in der Nacht. Nur der Regen ab etwa halb acht Sonntag früh hätte nicht sein müssen.
Für uns Fahrer im RAAM Quali-Modus hat so ein Rennen etwas Ambivalentes. Auf der einen Seite dürfen wir nicht Windschatten fahren, auf der anderen Seite hängen ständig Fahrer, die nicht im RAAM Modus unterwegs sind an unserem Hinterrad und ruhen sich aus. Irgendwie erhöht das immer etwas den Druck, schneller zu fahren
Wie dem auch sei, ich bin weitgehend mein (Ziel-)Tempo gefahren, habe das Rennen mit 658km erfolgreich nach rund 23,5h auf Platz 16 beendet. Und obwohl es nur als ein Test für den Swiss Cycling Marathon gedacht war, konnten ich die hier die RAAM Quali-Norm von 400 Meilen bzw. 643,74km erfüllen.

So könnte es gern in der Schweiz auch laufen.

Häufig wird man gefragt, was man während so einer Belastung isst bzw. ob man sich nur von Gels und Riegeln ernährt. Im Grunde ist es ganz einfach, man isst worauf man Lust hat. Bei mir sah das während des 24h Rennen wir folgt aus:
Etwa 10 kleine salzige Kartoffeln,
eine Hand voll salzige Nüsse,
2 Proteinriegel,
1 Energyriegel,
2 Landjäger,
1 Banane,
1 Apfel,
rund 400 Gramm Haribo Frösche und Erdbeeren
2 Tafeln Ritter Sport
Und etwa 20 Liter diverse Isogetränke und Wasser sowie rund 3 Liter Cola und Red Bull und eine Tasse Kaffee.
Für die Dauer der Belastung im Grunde gar nicht mal so viel.

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